Das Training mit einem Morphsuit … Womit bitte?

Wer sie regelmäßig durchführt kennt die Problematik der Trainings im Modul 13 zu den Erstmaßnahmen an einem Leichenfundort: die Darstellung des Leichnams führt in der  konkreten Umsetzung zu Schwierigkeiten. Zwar gibt es auch die Möglichkeit, unter Anleitung von Dozenten aus dem SG 1 und Polizeitrainern in der Rechtsmedizin eine strukturierte Leichenschau für Studierende anzubieten, aber das hilft in den Trainings zunächst nicht weiter. Im Regelfall wird dort der Leichnam mit Puppen dargestellt, die jedoch für Pflegeberufe entwickelt worden sind und schon mal „künstliche Ausgänge“ oder sonstige Körperöffnungen aufweisen, die man sich einfach wegdenken muss. Manchmal fallen ihnen nach mehrmaligem Einsatz auch bestimmte Körperteile einfach ab und diese müssen notdürftig mit Panzertape geflickt werden. Auch sind diese Puppen in der Anschaffung nicht ganz billig. Auch stellt man schnell weitere Unterschiede zwischen Puppe und Mensch fest:  wie schwer sich ein menschlicher Kopf anfühlt, den man vom Boden hochheben muss oder eine leblose Person zu verlagern.

Bleiben trotzdem nur die Hilfslösungen oder gibt es noch weitere Alternativen? Aber ja… es gibt sie: die Leichenschau an Studierenden. Natürlich verbietet es sich, einen Menschen im Training vollständig zu entkleiden, aber seit es Morphsuits gibt, ist auch das kein Problem mehr.

Morphsuits, was ist das denn?

Ein Morphsuit ist ein Ganzkörperanzug, die hauteng am Körper getragen wird. Morphsuits gibt es für ganz viele Anlässe und eben jetzt eben auch als nackten männlichen Körper, wenn auch unter Außerachtlassung des Genitalbereichs.

Mit so einem Morphsuit wurden jetzt in Nienburg erste Probetrainings unternommen: PKA Julien Heissig aus der StGr  302 stellte sich sofort für den ersten Versuch freiwillig zur Verfügung.  Dazu trug er unter dem Anzug wärmende Unterwäsche sowie ein Suspensorium, dann den Morphsuit und darüber seine eigene Bekleidung. Danach führten  Franziska Wöhlk und Lisa Winter die erste Leichenschau durch und entkleideten ihrem Mitstudierenden. Dieses sei „deutlich realistischer als bei einer Puppe, weil man ja auch überlegen muss, wie man den Körper aus der Fundsituation des sitzenden Leichnams in eine liegende Position für die Leichenschau bekomm und man feststellt, dass das Entkleiden auch nicht so einfach wie bei einer Puppe ist“. Dasselbe Problem hat man übrigens auch bei Menschen, wo nach der Feststellung fehlender sicherer Todeszeichen vor dem Eintreffen von Rettungskräften Reanimationsmaßnahmen durch die Polizei erforderlich wären. Darum ist es auch so wichtig die Ersten Sicheren Todeszeichen genau zu kennen und zu interpretieren. Auch das war mit einer leichtgewichtigen Puppe immer nur unrealistisch darstellbar. Natürlich bleiben derzeit auch Unterschiede zum echten Leichnam bestehen wie das Nichtvorhandensein von Totenflecken. Dagegen wurde die Leichenstarre  im Kieferbereich sowie am Körper durch Julien Heissig glänzend simuliert. Für die Darstellung der Totenflecken gibt es auch schon erste Ideen.

Es ist beabsichtigt, die Nutzung dieser Anzüge in Nienburg weiter zu erproben. Ein Anzug kostet rund 50 Euro und hat die ersten beiden Probetrainings schadlos überstanden.

(von Karsten Bettels)

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