1. Anreise und Unterkunft
Direkt im Anschluss an mein Polizeistudium (BA 17/19 in HMÜ) ging es für mich, PKin Leonie Oltmanns, nicht wie gewöhnlich direkt zu einer niedersächsischen Polizeidienststelle, sondern im Rahmen des zweimonatigen Erasmus+-Programms wunschgemäß zur Police Nationale nach Nizza. Die Hospitation fand unbewaffnet und in weiten Teilen in ziviler Kleidung statt.
Meine Anreise erfolgte mit dem Flugzeug am 01.10.22 von Frankfurt aus. Im Hinblick auf meine Unterkunft hatte ich das große Glück, über einen privaten Kontakt ein kleines Apartment in zentraler Lage für verhältnismäßig wenig Geld mieten zu können. Meine Praktikumsdienststellen erreichte ich problemlos per Straßenbahn binnen einer halben Stunde.
2. Hospitation bei der Police Nationale in Nizza
Nachdem ich am Hauptsitz zur Einführung in die Organisationsstruktur der französischen Polizei freundlich in Empfang genommen wurde, startete meine Hospitationszeit am selbigen Tag in der Leitstelle. Den Disponenten und Disponentinnen über die Schulter schauend, habe ich nicht nur einen kleinen Einblick in die Einsatzkoordination, sondern auch in das großflächige Videoüberwachungssystem gewinnen können, für welches Nizza innerhalb Frankreichs bekannt ist. Den Rest der Woche verbrachte ich in einen Aus- und Fortbildungszentrum. Unter anderem durfte ich dort ein Training im Umgang mit einer nicht tödlichen Gummigeschosswaffe, dem sog. Flashball, einen Erste-Hilfe-Kurs und AZT-Einheiten begleiten.
Anschließend erhielt ich als Beobachterin drei Wochen lang Einblicke in den Einsatz- und Streifendienst. Hier durfte ich Nizza auf eine andere Weise als auf die touristische kennenlernen und konnte diese Praktikumseindrücke mit meinen bisherigen Erfahrungen aus Hannover vergleichen. Obwohl es sich bei Frankreich um ein europäisches Nachbarland handelt, fielen mir regelmäßig kleinere Unterschiede hinsichtlich der Rechtslage, der Ausstattung oder der Ausbildung etc. auf.
Zwischen Drogenfunden und häuslichen Gewalten konnten wir sogar von den besagten Videoaufzeichnungen in den Straßen Nizzas profitieren, indem diese als Beweis in strafrechtlichen Angelegenheiten hinzugezogen werden konnten. Zusätzlich begleitete ich zusammen mit Führungskräften an einigen Tagen Zeremonien wie auch einen Ministerbesuch und bekam außerdem die Möglichkeit einer Versammlung der wichtigsten Akteure der Region im Regierungssitz, dem Palais de la Préfecture, beizuwohnen.
Besonders interessant gestaltete sich für mich meine Zeit bei der Brigade Spécialisée de Terrain (BST), deren Arbeit sich auf sensible Stadtviertel mit einem hohen deliktspezifischen Kriminalitätsaufkommen konzentriert. Gemeinsam mit meinem Streifenteam der BST beobachtete ich von den Dächern herab die kriminellen Strukturen im Zusammenhang mit Betäubungsmitteln, durchsuchte Tiefgaragen und bestreifte das Gebiet sowohl fußläufig als auch mit dem Fahrrad. Darüber hinaus durfte ich die Einsatzplanung für eine angekündigte Demonstration wie auch für ein Fußballspiel verfolgen und die jeweiligen Einsatzführer*innen am Tag der Durchführung begleiten.
Meine letzten zwei Wochen verbrachte ich in verschiedenen Bereichen der Kriminalpolizei. Highlights waren hier ein Einsatz im örtlichen Gefängnis, bei dem die Besucher*innen erfolgreich unter Zuhilfenahme eines Drogenspürhundes nach Betäubungsmitteln durchsucht wurden, aber auch die zahlreichen Vernehmungen von Sexualstraftäter*innen während meiner Zeit bei einer Ermittlungsgruppe für minderjährige Opfer.
3. Fazit
Neben den zahlreichen inhaltlichen Eindrücken habe ich ganz nebenbei große sprachliche Fortschritte verzeichnen können, da die Kommunikation ausnahmslos auf Französisch erfolgte. Dieses Auslandspraktikum hat sich daher auf sprachlicher, beruflicher und persönlicher Ebene als eine wirklich bereichernde, wenn auch herausfordernde Zeit erwiesen, an welche ich gern zurückdenken werde.
(Oltmanns)













