Nach dem erfolgreichen Abschluss des Bachelorstudiums erhielt ich, Polizeikommissarin Jenna Ziemann, vom 01.10.2024 bis zum 30.11.2024 im Rahmen des Erasmus+ Graduiertenpraktikums die Möglichkeit, zwei Monate in Slowenien zu verbringen und die slowenische Polizei bei ihrer Arbeit zu begleiten.
Mein Praktikum in Slowenien war in zwei Abschnitte aufgeteilt. Den ersten Monat verbrachte ich in der Hauptstadt Sloweniens, Ljubljana, und den zweiten Monat in Maribor.
In beiden Polizeidirektionen, Ljubljana und Maribor, durfte ich während der Hospitation die unterschiedlichsten Bereiche durchlaufen. Zunächst verbrachte ich die ersten Tage im Polizeipräsidium und der Polizeidirektion Ljubljana. Im Rahmen diverser Präsentationen wurde mir das slowenische Polizeisystem nähergebracht. Die slowenische Polizei ist zum Beispiel im Gegensatz zu der deutschen Polizei ausschließlich auf Bundesebene einheitlich geregelt. Des Weiteren ist der Einsatz- und Streifendienst in Slowenien in drei Tätigkeitsbereiche aufgeteilt. Es gibt während jeder Schicht immer jeweils ein Interventionsteam, ein Verkehrsteam und ein Einsatzteam für die lokale Kriminalitätsbekämpfung. Slowenien hat keine selbstständige Bereitschaftspolizei, sondern ausschließlich ein mit der niedersächsischen Einsatzhundertschaft vergleichbares System.
Die Kommunikation während meines Aufenthaltes erfolgte die meiste Zeit auf Englisch. Die slowenischen Kolleginnen und Kollegen sind sehr sprachbegabt und sprechen fast alle fließend Englisch, manche auch ein sehr gutes Deutsch.
Im Anschluss an die Einführungsveranstaltungen durfte ich die restliche Zeit in Slowenien direkt in den Polizeistationen verbringen und die Kolleginnen und Kollegen bei ihren Tätigkeiten und Einsätzen begleiten. Unter anderem war ich bei verschiedenen regionalen Polizeidienststellen tätig, aber auch bei der Verkehrs- bzw. Autobahnpolizei, der Polizeistation für Ausgleichsmaßnahmen (Migration), der Hunde- und Pferdestaffel und den Polizeistationen an der kroatischen und österreichischen Grenze. Es erwarteten mich die unterschiedlichsten Einsätze: das Aufgreifen von 94 Syrerinnen und Syrern in einem LKW, die über die Grenze „geschmuggelt“ werden sollten, diverse Geschwindigkeitsmessungen mit einem Zivilfahrzeug, zwei Einsätze bei Fußballspielen und eine Bombenwarnung. Die Kollegeninnen und Kollegen waren stets sehr angetan von unserer Hospitationsmöglichkeit und es fand ein reger Austausch und Vergleich der slowenischen mit der niedersächsischen Polizei statt.
Über meine Zeit in Slowenien lässt sich auf jeden Fall eins sagen: Die Slowenen sind sehr gastfreundlich und stets bemüht, einem einen unvergesslichen Aufenthalt in ihrem Land zu ermöglichen. Und das Land sollte definitiv nicht unterschätzt werden – von einer malerischen Adriaküste über die Weinregion in der slowenischen Steiermark bis hin zu einem beeindruckenden Bergpanorama hat Slowenien alles zu bieten. Außerdem verlaufen an Slowenien unmittelbar die Grenzen zu Italien, Österreich, Ungarn und Kroatien. Ich hatte somit die Möglichkeit, in den zwei Monaten viele unterschiedliche Länder zu erkunden. Selten musste ich alleine reisen. Während meines Aufenthaltes konnte ich über das Erasmus Studentennetzwerk viele verschiedene Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern (Montenegro, Costa Rica, England usw.) kennenlernen, internationale Beziehungen knüpfen und meine interkulturellen Kompetenzen ausbauen. Mit den neu gewonnenen Bekannten und Freunden konnte ich gemeinsam viele Erkundungstouren unternehmen und auch mit den slowenischen Kolleginnen und Kollegen traf ich mich gerne in meiner Freizeit.
Rückblickend kann ich sagen, dass ich die Zeit in Slowenien und die dort kennengelernten Menschen nicht missen möchte. Ein Erasmus+ Graduiertenpraktikum ist meiner Meinung nach eine großartige Möglichkeit, sich beruflich, als auch privat, weiterzuentwickeln. Während meiner Zeit in Slowenien konnte ich weitreichende Einblicke in die Arbeitsweise einer Polizei eines fremden Landes gewinnen, Denkimpulse sammeln und viele Erfahrungen für meine weitere berufliche Zukunft bei der Polizei mitnehmen. Ich kann eine solche Hospitation nur jedem nahelegen. Insbesondere möchte ich hervorheben, dass ich Slowenien als Land zur Durchführung des Erasmus+ Graduiertenpraktikums sehr empfehlen kann.
Abschließend möchte ich mich bei der Polizeiakademie Niedersachsen für die Organisation und bei dem Verein der Freunde der Polizeiakademie Niedersachsen e.V. für die finanzielle Zuwendung herzlich bedanken.
von Jenna Ziemann