Mit großen Schritten geht es für den Judoka André Breitbarth vom Studienort Nienburg Richtung Olympiade in Rio de Janeiro. Wie sich der junge Sportler und Polizeistudent auf den größten sportlichen Wettkampf vorbereitet, welche Erwartungen er an sich stellt und wie er sich gleichzeitig noch auf seinen Bachelorabschluss vorbereitet….das alles haben wir ihn gefragt:

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Förderverein: Herr Breitbarth, in gut zwei Monaten nehmen Sie an Ihren ersten Olympischen Spielen teil. Was für ein Gefühl ist das?

André Breitbarth: Dies ist natürlich ein großartiges Erlebnis, ich freue mich riesig. Nach zwei Jahren der Qualifikation, ist es ein tolles Gefühl es geschafft zu haben. Aber der Weg ist noch nicht zu Ende.

FV: Spitzensportler trainieren über Jahre nach einem festen Trainingsplan, um dann auf den Punkt genau die Bestleistung abrufen zu können.  Wie sieht Ihr Trainingsplan, jetzt kurz vor der Olympiade aus?

Breitbarth: Die nächsten Wochen bin ich eigentlich nur noch unterwegs. Ende Mai/ Anfang Juni sind wir mit der Nationalmannschaft drei Wochen in Österreich. Hier trainieren wir vor allem im Ausdauerbereich. Fahrrad fahren, Laufen usw. Danach arbeiten wir dann nur noch vorwiegend im spezielleren Bereich, hierzu sind wir unter anderem in Spanien zu einem internationalen Trainingslager, um dort mit ausländischen Judokas viele Randoris (Trainingskämpfe) zu machen. Mitte Juni haben wir dann unsere unmittelbare Olympiavorbereitung mit der Nationalmannschaft. Kurz danach geht es auch schon nach Rio.

FV: In 28 verschiedenen Sportarten gehen Athletinnen und Athleten an den Start. Sie kämpfen als Judoka  in der Gewichtsklasse über 100 kg. Welche Erwartungen haben Sie an sich?

Breitbarth: Bei Olympia dabei zu sein ist an sich schon ein tolles Erlebnis, aber wenn ich da bin, möchte ich natürlich auch nicht mit leeren Händen nach Hause kommen. Es kommt dann darauf an, an meinem Wettkampftag top fit und hoch konzentriert zu sein. Wir haben bei einer Olympiade nur einmal die Chance auf die Matte zu gehen. Wenn es schlecht läuft, können die Spiele bereits nach 5 Sekunden vorbei sein.

FV: Rio de Janeiro ist die erste brasilianische Stadt – und nach Mexiko-Stadt 1968 die zweite in Lateinamerika, in der die Olympischen Spiele ausgetragen werden. Welche Erwartungen haben Sie an Rio?

Breitbarth: Ich finde, es ist schwer zu sagen, welche Erwartungen ich habe. Ich denke, die Stadt und die Leute werden im ”Olympia-Fieber” sein. Ich freue mich einfach auf alles in Rio. Auf den Wettkampf, das Athletendorf, auf die anderen Sportler, auf das ”Olympia-Feeling” usw..

FV: Die Eröffnungszeremonie findet am 5. August statt. Gleich einen Tag später geht es für die Judoka auf die Matte. Welche Vor- oder Nachteile kann der frühe Wettkampfstart haben?

Breitbarth: Am ersten Tag der Judo Wettkämpfe starten nur die leichteste Frauen- und Männer-Gewichtsklasse (-48kg; -60kg). Jeden Tag ist immer nur eine Frauen- und eine Männer-Gewichtsklasse dran. Wir haben jeweils sieben Gewichtsklassen. Ich bin erst am letzten Tag der Judo Wettkämpfe dran. Das heißt, am 12. August.

Deswegen kann ich auch an der Eröffnungsfeier teilnehmen, da ich dann noch sieben Tage Zeit habe.

Wir reisen auch früh genug an, sodass sich auch die Leichtesten aus unserer Mannschaft  an die Gegebenheiten akklimatisieren können.

Ein weiterer Vorteil gleich am Anfang dran zu sein ist, dass man nach seinem Wettkampftag noch die Zeit in Rio genießen kann und sich andere Sportarten angucken bzw. die Umgebung ansehen kann usw..

 

FV: Nimmt man als „Jüngling“ der Olympioniken Kontakt zu erfahrenen Olympia-Teilnehmern auf, um aus deren Erfahrungen zu profitieren und sich noch besser vorzubereiten?

Breitbarth: Man unterhält sich natürlich und fragt, wie es so war. Mein Trainingspartner in Hannover war bei den Olympischen Spielen 2012 in London dabei. Durch ihn habe ich natürlich einiges mitbekommen, wie es so abläuft, aber ich denke, da muss jeder seine eigenen Erfahrungen machen. Man sollte sich auf jeden Fall nicht durch die Atmosphäre und dem Status ”Olympia” aus der Ruhe bringen lassen.

FV: Der 12. August ist der letzte Wettkampfstag der Judoka. Die Abschlussfeier findet erst am 21. August statt. Gibt es schon Ideen, die „freien“ Tage zu gestalten?

Breitbarth: Ich denke, ich werde mir danach auch andere Sportarten anschauen, aber wirklich geplant ist noch nichts. Das werde ich dann nach meinem Wettkampftag machen. Eins steht jedenfalls fest, ich werde das Wetter und die Atmosphäre genießen.

FV: Seit 2011 sind Sie in dem Förderprogramm Spitzensport und befinden sich in Ihrem 5. und damit für Spitzensportler gestreckten Studiengang letztem Studienjahr. Wie meistern Sie diese „Doppelbelastung“?

Breitbarth: Dies ging nur durch eine gute Kooperation mit unserer ehemaligen Sportkoordinatorin Dorit Schröder und unserer neuen Koordinatorin Wiebke Lotz. Hierfür auch einmal vielen Dank an Beide für die super Zusammenarbeit!

Zudem habe ich viel mit den Dozenten und meinen Studienkollegen gesprochen, um die verpassten Unterrichtseinheiten und -materialien nachholen zu können. Es war aber auch viel Eigeninitiative gefordert.

FV: Wie schaffen Sie sich neben Training und Studium eine Auszeit, um  insbesondere den Kopf zwischenzeitlich frei zu bekommen?

Breitbarth:  Ich versuche mich in der Freizeit komplett vom Studium und dem Sport zu lösen. Etwas mit Freunden unternehmen. Ich koche auch gerne.

Ich habe gelernt, die Zeit die ich habe sinnvoll zu nutzen und auch einfach mal komplett abschalten zu können.

FV: Herr Breitbarth, ich bedanke mich ganz herzlich für Ihre Zeit und wünsche Ihnen alles erdenklich Gute und viel Erfolg für die Olympischen Spiele. Wir drücken Ihnen von hier aus fest die Daumen und freuen uns auf die anschließende Berichterstattung. Und natürlich die Fotos.

 

Das Interview führte Wiebke Lotz.

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