Die Ruderin Frauke Hundeling ist seit Oktober 2013 an der Polizeiakademie Niedersachsen und stellt sich seitdem der „Doppelbelastung“ Spitzensport und Studium.
Als Ruderin und Mitglied im B- Kader ist die junge Sportlerin und Studentin viel unterwegs. Uns hat sie einmal einen Jahresrückblick aus ihrer Wettkampfsaison 2015/2016 gegeben:

 

Grundsätzlich beginnt die Wettkampfphase für Ruderer im April eines Jahres und dauert bis September. Um jedoch Weltklasseniveau zu erreichen, benötigt es im Leistungssport eine lange ruderspezifische Vorbereitung. Daher habe ich für die Wettkampfsaison 2016 bereits im Oktober 2015 mit dem Ziel trainiert, sich im November für die Trainingslager des Verbandes zu qualifizieren.

Diese drei Trainingslager waren sehr besonders, da lediglich dieser Sportlerkreis eine Chance auf die Teilnahme bei den Olympischen Spielen in Rio hatte. Unter uns zehn Frauen sollten die sieben Olympiaplätze verteilt werden. „Zickenkrieg“ war da bereits vorprogrammiert, denn die Vergabe der Plätze hing nicht nur von den Platzierungen auf den Meisterschaften (Köln)und dem Ergometerwert (Leipzig)ab, sondern auch von der Einschätzung des Bundes- und Cheftrainers. Die beiden Trainer reisten stets in die Trainingslager mit, sodass jede Möglichkeit genutzt wurde, sich besser ins Licht zu stellen. Die Trainingslager dauerten jeweils 20 Tage und waren mit Rudern, Rennradfahren, Krafttraining, Laufen und Stabis körperlich sehr anspruchsvoll.

Die Trainingslager absolvierten wir im Dezember, Februar und März in Porto Antigo und Lago Azul (beides Portugal) sowie in Sevilla (Spanien). Leider konnten wir aufgrund der hohen Trainingsumfänge nur recht wenig Sightseeing betreiben.

Außerdem musste ich in den ersten beiden Trainingslagern noch lernen. Ende Januar stand die Modul 9 Klausur auf dem Plan, gefolgt von der Hausarbeit in Modul 8. Dank guter Zusammenarbeit auf dem kurzen Dienstweg zu den Dozenten und anderen Studierenden konnte dieser Studienabschnitt auch ohne größere Probleme abgeschlossen werden.

Der erste Wettkampf des Jahres in Leipzig (2km Ergo, 6km im 1-er) verlief recht gut für mich, gerade auf dem Ergo zählte ich mit zu den Besten. Um an das gute Ergebnis anzuknüpfen, ging es direkt im Anschluss ins nächste Trainingslager nach Prieros, einem abgelegenen Dorf im tiefsten Brandenburg. Auf diesem See, mitten im Wald konnten wir sehr gut fokussiert trainieren, da wir weder WLAN noch Fernseher o. ä. auf unseren Zimmern hatten. Außerdem war ich lediglich mit meinem Heimtrainer und meiner Trainingsgruppe dort, was immerhin nur sechs Personen sind. Nach einer Woche in Prieros konnten wir uns fünf Tage Zuhause erholen, um dann in Köln auf der Deutschen Meisterschaft im Einer an den Start zu gehen.

In Köln konnte ich im 1-er nicht im Ansatz meine Leistung zeigen, da ich mir zu viel Druck gemacht hatte, sodass ich schlussendlich auf Platz zwölf landete. Rio war damit ausgeträumt, aber ich war „immerhin“ sicher in der U23 Nationalmannschaft im 4-er gesetzt. Dementsprechend ging die Saison für mich im 4-er weiter. Oberstes Ziel war es, eine Medaille auf der U23 WM in Rotterdam abzusahnen. Zur Vorbereitung nahmen wir noch an Regatten in Gent (Belgien), Ratzeburg, Hamburg und Henley teil, wobei die gemeinsamen Trainingswochenenden in Leipzig, Dortmund und Ratzeburg stattfanden. Das bedeutete für uns, dass wir donnerstags bis sonntags fast wöchentlich unterwegs waren.

Auf den Wettkämpfen gab es zwar National keine ernsthafte Konkurrenz für uns als erst gesetztes Boot des Deutschen Ruder Verbandes, aber es war bei jedem Wattkampf auch der polnische 4-er am Start. Die Polen waren die amtierenden U23 Weltmeister aus 2015 und hatten keinen Mannschaftswechsel zu verzeichnen. Es gelang uns in den letzten Jahren nur ein einziges Mal (bei einem Rennen in Ratzeburg) vor ihnen über die Ziellinie zu kommen.

Ein besonderes Highlight war für mich die Teilnahme an der Henley-Royal Regatta in Großbritannien. Das ist eines der traditionellsten Ruder-Regatten weltweit. Henley ist eine kleine Stadt in der Nähe von London und lediglich bekannt für diese jährliche Regatta. Nur für diesen Wettkampf werden Tribünen aufgebaut, VIP-Bereiche eingerichtet und sämtliche Zelte aufgestellt, um den ca. 80.000 Zuschauern ein tolles Event zu bieten. Eine Eintrittskarte für den „normalen“ Fan-Bereich kostet pro Tag über 80 Pounds. Der Dresscode als Zuschauer lautet: Anzug für die Herren und mindestens knielange Kleider für die Damen. Ebenfalls besonders ist, dass die Sportler dabei nicht wie üblich in Hotels übernachten, sondern in Gastfamilien für diesen fünftägigen Wettkampf. Meine Sportkolleginnen und ich kamen bei einer sehr gastfreundlichen Familie unter, die uns für die Tage in Henley das gesamte Haus zur Verfügung gestellt hat. Die Eltern und ihre vier Kinder schliefen in einem Zelt im Garten. Sportlich gesehen war der Wettkampf aber leider schon nach 2 Tagen für uns vorbei, da wir im „KO-System“ gegen die Polinnen fahren mussten, die uns mit einer Sekunde Vorsprung geschlagen haben. Bis zur Abreise genossen wir daher die einzigartige Atmosphäre.

Nach Henley folgte das abschließende Trainingslager in Ratzeburg mit der gesamten U23 Nationalmannschaft. Vier Wochen am Stück bereiteten wir uns gemeinsam auf Rotterdam vor; „Lagerkoller“ war da vorprogrammiert.

Trotzdem war die Stimmung in Rotterdam gut und wir kamen gut durch den Wettkampf. Schlussendlich mussten wir uns lediglich von den Polen geschlagen  geben, konnten uns aber als Vizeweltmeister zufrieden geben.

Studientechnisch war ich während der Saison von Juni bis September im KED-Praktikum in Stöcken. So häufig ich eben konnte musste ich zwischen den Einheiten dort arbeiten, damit ich zumindest annähernd die geforderte Stundenzahl erreichte. Das war aber wieder dank guter Absprachen und Planungen möglich, sodass mir alle entgegengekommen sind.

Vielen Dank an dieser Stelle für jede Unterstützung der PA, insbesondere an Frau Lotz und die Studienplanung. Ohne ihre Mühen und Einsatz wäre es für mich unmöglich, sowohl Kommissarin zu werden, als auch den Olympischen Traum 2020 hoffentlich wahr werden zu lassen.

 

 

(Wiebke Lotz/Frauke Hundeling)

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